Bericht aus Giessen – The Future of Labour-Erzählcafé mit Schwerpunkt Flucht und Migration

Danke, Gießen! Wir blicken auf einen äußerst gelungenen Fachtag “Schwangerschaft und Geburt in verschiedenen Kulturen” am 26. Oktober 2018 in den Räumlichkeiten der Kreisverwaltung Gießen zurück. Als Teil des Programms haben wir hier am Nachmittag unser “The Future of Labour”-Erzählcafé ausgerichtet.

Etwa 50 Teilnehmende sind zum Fachtag “Schwangerschaft und Geburt in verschiedenen Kulturen” gekommen; mit dabei waren VertreterInnen verschiedener für Flucht und Migration zuständiger Einrichtungen, Initiativen und Projekte, Personen aus psychosozialen Beratungsstellen und aus der Familienbegleitung; Hebammen und Familienhebammen, eine Ärztin sowie Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte.

Das Gießener “The Future of Labour”-Erzählcafé war in mehrerer Hinsicht etwas Besonderes. Auf der organisatorischen Ebene sind wir damit eine Kooperation mit einem anderen Projekt eingegangen, nämlich dem Fachdialognetz für schwangere, geflüchtete Frauen. Das Modellprojekt des pro familia Bundesverbands zielt auf die interprofessionelle Vernetzung zwischen verschiedenen Akteuren, Berufsgruppen und Initiativen und Unterstützungsangeboten aus dem Gesundheits- und Geburtshilfewesen, der psychosozialen Beratung und MigrantInnenorganisationen. Ein wichtiges Projekt – wir freuen uns sehr, dass wir miteinander gearbeitet haben! Ganz konkret danken wir ganz herzlich Carolin Jentzsch von pro familia Gießen, die den Fachtag mit ihrem Team organisiert und die reibungslose Zusammenarbeit der beiden Projekte Fachdialognetz und The Future of Labour im Rahmen des Fachtags ermöglicht hat.

Weiter danken wir den KooperationspartnerInnen des Fachtags: Der Kreisverwaltung Gießen und hier insbesondere der Kreisfrauenbeauftragten, Angelika Kämmler und ihrem Team, sowie der Forschungsgruppe Demokratie, Geschlechter- und Naturverhältnisse Gießen (DGNG) der Justus-Liebig-Universität.

Mit dem thematischen Fokus auf Flucht und Migration im Kontext von Schwangerschaft, Geburt und früher Elternschaft war das Erzählcafé auch inhaltlich etwas Besonderes: Sehr viel stärker noch als in den bisherigen The Future of Labour-Erzählcafés standen Themen wie der professionelle Umgang mit Traumatisierung, Kriegs- und Gewalterfahrung und weiblicher Genitalverstümmelung im Zentrum des Austauschs. Es wurde deutlich, dass es hier sehr viel mehr Ressourcen und zum Teil auch spezieller Fortbildungen für PraktikerInnen braucht, um Betreuungs- und Unterstützungsangebote bedarfsgerecht umsetzen zu können. Ein zentraler, immer wieder kehrender Punkt war dabei der der Kommunikation zwischen PraktikerInnen rund um die Geburt und den (geflüchteten) Schwangeren, Gebärenden und jungen Familien: Wir haben von Verständigung jenseits der Sprache, aber auch von der großen Notwendigkeit gehört, Zugang zu DolmetscherInnen zu haben.

Zu den benannten Herausforderungen des Arbeitsalltags rund um die Geburt im Kontext von Flucht und Migration gehört auch, dass die eigentlichen Kerntätigkeiten, die auf eine care-orientierte Begleitung in Schwangerschaft und früher Elternschaft zielen, oftmals hinter den Nöten der Existenzsicherung, der Unsicherheit im Aufenthaltsstatus und dem Dickicht an Behördengängen auf Seiten der geflüchteten Frauen und ihrer Familien zurückstehen – und sich so die eigentlich vorgesehenen Tätigkeitsprofile beteiligter Professionen (wie z.B. der Familienhebammen), auf die Hilfe zur Bewältigung von Ämter- und Verwaltungsangelegenheiten verschieben.

Was zu den ermutigenden Ergebnissen des The Future of Labour-Erzählcafés gehört, ist der Hinweis auf die Kraft des Empowerments, die vor allem in der Förderung von kollektiven Formaten liegt: Unterstützungsangebote nicht allein individualisiert, sondern auch mit Blick auf die Ermöglichung von Vernetzung, Freundschaften und Austausch zwischen geflüchteten Frauen und ihren Familien zu gestalten.

 

Strukturelle und finanzielle Ermöglichung von sehr viel mehr Austausch, Vernetzung und niedrigschwelliger Zusammenarbeit, ohne dass das Angebot und die Inanspruche von Gesundheitsleistungen zwischen verschiedenen Behörden und Einrichtungen zerrieben zu werden droht – das gilt sowohl auf der Ebene der interprofessionellen Zusammenarbeit wie auch auf der Ebene derer, die im Zentrum der Arbeit rund um die Geburt stehen.

 

Für die Zukunft!

Euer Team Labour