„Du hast heute noch nicht viel getrunken, hole Dir ein Glas Wasser!“

„Guten Morgen Karola es ist jetzt 07:00- gleich kommt der Pflegedienst“, „Hallo, Du hast heute noch nicht viel getrunken, hole Dir ein Glas Wasser!“ oder „ Draußen ist es 11 Grad, aber es ist windig. Nimm Handschuhe mit und Dein Fenster ist noch offen“.

Vorstellungen über technische Assistenten im Alter beginnen oft damit.

Nur statt der üblichen „Frau Müller“ habe ich mich mal selbst eingesetzt und beginne mit der Ich-Perspektive: Wie will ich im Alter von zum Beispiel sprechender Technik unterstützt werden? Vieles davon gibt es heute schon zu kaufen.

Warum stellen wir in unserem Projekt ein Fragezeichen hinter „Tolle Technik“ ?

Ich, Karola, habe einerseits Soziale Arbeit und Pflegemanagement studiert und in diesem Beruf in unterschiedlichen Feldern gearbeitet. Andererseits habe ich einige Jahre Erfahrung als pflegende und betreuende Angehörige. Als technisch sehr affiner Mensch habe ich immer wieder recherchiert, wo denn die Oma oder auch Angehörige, die in die Beratung kamen, vielleicht technisch unterstützt werden können. Erste Überlegungen zu eigenen Bastelprojekten inklusive – der Elektroschrottcontainer die letzte Station.

In dieser Zeit schlugen mehr und mehr Smartwatches, also Uhren mit sogenannten smarten Funktionen auf und Smart Home, als Sammelbegriff oft sensorgesteuerter Applikationen für das zu Hause sind nun selbst beim Discounter erhältlich.

Nun steht wieder ein Geburtstag einer älteren Verwandten vor der Tür und im Familienchat wurde heiß debattiert, ob den nicht ein Tablet oder ein „Senior:innen-Tablet“ nicht eine tolle Sache wäre. Ein guter Freund von mir dachte, dass ein smarter Speaker also ein mitdenkender, mitmachender und sogar antwortender Lautsprecher aus dem Hause Amazon doch eine super Sache für den Vater sein müsste.  Der Vater hat ihn ein, zwei Mal angeschaltet, doch die gewünschte Blasmusik spielte der neue „Bewohner“ nicht ab.

„Denn dann müsste der doch nicht mehr“, „das wäre doch super für meine Tante, die könnte dann „oder „also ich kann dann einfach aufs Handy schauen und sehen, ob meine Mutter dies oder das“. Phrasen, die ich häufig wahrnehme und schon selbst oft dachte.

Im ersten Halbjahr 2021 war ich in einem „Living Lab“ tätig. Eine Fläche, eine Wohnung als Wohnlabor oder Musterfläche wo „seniorengerechte“ und pflegetaugliche Grundrisse, Einrichtungen und eben auch allerlei technischer Schnickschnack- smart, intelligent etc. verbaut waren und ausprobiert werden konnten. Mehr und mehr kamen mir Zweifel. Denn entwickeln und bauen wir eigentlich Technik für eine bestimmte Gruppe Menschen oder mit einer Gruppe Menschen? Partizipation ist kein neuer Begriff, vielleicht aber sehr unterschiedlich ausgelegt.

Beginnt Technikentwicklung bei dem Sensor, bei einem (mikro)elektrischen Bauteil oder setzt sie dort an, wo Lösungen gebraucht werden?  Blicken wir gerade bei „Technik für Ältere“ nicht zu arg mit der Brille, was funktioniert nicht, was muss technisch kompensiert werden? Und sind wir nicht geneigt, technische Lösungen für soziale Probleme zu finden, die keine technischen Lösungen brauchen?

Im Rahmen des Vorhabens Schlaue Technik. Tolle Helfer? lade ich ein, nachzudenken, an welchen Momenten im Alltag nutze ich Technik? Wo brauche ich, als Angehörige aber vielmehr als ältere Person Technik. Wo will ich keine Sensoren um mich herumhaben? Was beängstigt vielleicht sogar?

Machen Sie mit. Fragen Sie nach und ich frage Sie.