An diesem Wochenende hat unser zweiter Workshop stattgefunden. 15 Menschen, die sich in Thüringen gegen die Unterbringungsbedingungen von Asylsuchenden engagieren, viele mit eigener Fluchterfahrung, waren in der ehemaligen Puppenfabrik Waltershausen dabei. Wir haben uns mit dem ehemaligen Lager und den Proteste der früheren Bewohner:innen vertraut gemacht und uns eine Filmdokumentation eines Protests der Karawane von 1998 angeschaut. Wichtig war bei diesem Workshop, die Linie bis in unsere Gegenwart zu ziehen. Was hat sich im Thüringer Asylsystem  verändert und was ist gleich geblieben, seitdem das Lager am Neuen Haus vor 20 Jahren geschlossen wurde?

Um dieser Frage nachzugehen sind wir auch zum Neuen Haus gefahren. Der lange Weg durch den Wald, die hohen Bäume und das grüne Gras rundherum, der hohe Metallzaun und die Gebäude, die wir auch im Film über die damaligen Proteste gesehen haben, haben viele Gedanken und Erinnerungen in unserer Gruppe hervorgerufen. Dank den heutigen Besitzern vom Verein Camp Impact durften wir das Unterbringungshaus 1 auch von innen erkunden. Mit den verschiedenen Sprachen, die in unserer Gruppe gesprochen wurden, konnten wir viele Inschriften an den Wänden entziffern. Fragen blieben dennoch. Warum haben Abdi und Salah ihre Nummern an eine Zimmerwand geschrieben? Wer sollte sie anrufen? Wollten sie späteren Bewohner:innen einen Kontakt anbieten?

“Soweit draußen im Wald und von Stacheldraht umgeben sind die Heime heute nicht mehr”, so eine Teilnehmende, die das Leben in den heutigen Thüringer Asylunterkünften aus eigener Erfahrung kennt. Ansonsten, sagt sie, kämpfen die Geflüchteten aber noch mit den gleichen Probleme wie damals. “Zu viele Leute leben eng zusammen. Die Toiletten und Duschen reichen nicht aus und sind zu weit weg.  Keine Privatssphäre, keine Ruhe, immerzu Kontrollen.”

Vielen Dank an Vivian Uche und den BDP Thüringen für die gemeinsame Vorbereitung.