“In Suhl geben sie auch nur Paracetamol”

Flur des ersten Unterbringungsgebäudes in der 5. Etage
Flur in einem der Unterbringungsgebäude am Neuen Haus

Der dritte Workshop im Rahmen unseres Projekts “Leben hinter Stacheldraht” hat dieses Wochenende in Jena stattgefunden. Wie vor zwei Wochen haben sich 15 Menschen zusammengesetzt, die sich in Thüringen für bessere Lebensbedingungen von Asylsuchenden einsetzen und die zum Teil selbst Fluchterfahrungen haben.

Im Zentrum standen diesmal zwei Protestbriefe. Der erste wurde vor fast 25 Jahren von einer Gruppe Geflüchteter geschrieben, die sich am Neuen Haus zum “Heimkommittee” zusammengeschlossen hatten, um gegen die Umstände ihrer Unterbringung am Neuen Haus zu protestieren. In ihrem Bericht beschreiben sie ihre Enttäuschung über die untätigen Sozialarbeiter, die schlechten hygienischen Zustände, das eintönige Essen und die auf die Gabe eines einzigen Medikaments beschränkte ärztliche Versorgung im Lager.

Der zweite Protestbrief ist nur ein Jahr alt. Er wurde in Suhl von einem iranischem Aktivisten verfasst. Er berichtet in dem Text ebenfalls über die unzureichende und eintönige Essensversorgung und über rassistische Gewalt durch die Security des Lagers.

Die Teilnehmenden des Workshops stellten noch viele weitere Parallelen in den Lebensbedingungen vor 25 Jahren und heute fest. “In Suhl geben sie auch nur Paracetamol.”, kommentierte Safi, der 2015 nach einer langen Flucht aus Afghanistan dort für drei Monate untergebracht war. Seine inneren Verletzungen, die er auf dem Weg nach Deutschland durch die Gewalt von Grenzbeamten erlitten hatte, wurden auf dem Friedberg nur mit dem Schmerzmittel behandelt, genauso wie die vielfältigen gesundheitlichen Beschwerden der anderen Asylsuchenden.

Der Protestbrief aus dem Lager am Neuen Haus ist in Kürze auf unserer Webseite einsehbar. Dann sind Sie eingeladen, ebenfalls zu kommentieren. Was fällt Ihnen an dem Brief auf? Welche Fragen stellen Sie sich beim Lesen?

Der Protestbrief aus der Erstaufnahmeeinrichtung Suhl findet sich auf der Webseite der Gruppe Lagerwatch Thüringen, die regelmäßig die Lebensbedingungen von Asylsuchenden dort dokumentiert.