Am 18. Mai trafen unter Ausschluss der Öffentlichkeit Fischer, Tourismusunternehmen, Energielieferanten, Vertreter von Forschung, Umweltschutz und Politik und eine Meerjungfrau im Forschungszentrum Nachhaltigkeit (artec) der Universität Bremen aufeinander. Sogar ein eingeweihter Reporter war da! Sie alle nahmen mit mehr oder weniger guten Absichten Kurs auf den Nordatlantik, von dem aus sie die gesamten Weltmeere erobern und dem einen oder anderen Geheimnis der Ozeane begegnen sollten… Bitte, was?!
Was klingt wie der Auftakt zu einem Roman von Frank Schätzing, war natürlich unser zweiter Spieltest, der diesmal in Bremen stattfand! Eine illustre Runde aus Kommilitonen, Mitbewohnern, Freunden, Bekannten und tatsächlich sogar Verwandten spielten an jenem Abend für uns bereitwillig die Versuchskaninchen. Und? Wie war’s?
Wagen wir doch erstmal einen Rückblick: Wir haben uns im Herbst 2016 mit dem Ziel zusammengefunden ein Spiel zu entwickeln, dass den Spielern sozio-ökologische Zusammenhänge zum Thema Ozean nicht nur vermittelt, sondern sie selbst erleben lässt. Unsere Spieldesignerin Christiane jongliert seitdem mit ihren und unseren Ideen und zusammengetragen Informationen, um aus allen Strängen ein stabiles, aber flexibles Netz zu knüpfen, indem sich die Spieler frei bewegen, orientieren oder auch verfangen können. Keine leichte Aufgabe!
Was haben wir seitdem erreicht? Vor dieser Fragestellung bekommt der zweite Spieltest eine interessante Bedeutung, denn was uns sofort aufgefallen ist: Das Spiel lebt! Die Beteiligten gerieten nach kurzen anfänglichen Unsicherheiten in Kontakt, ins Geschäft, in Diskussionen, Rivalitäten und Abmachungen miteinander. Die ausgearbeiteten Charaktere des Spiels regen die Spieler dazu an sich mit ihnen zu identifizieren, denn ihr Wissenshunger zu ihren spielerischen Optionen wurde gleich zu Beginn entfacht. Und als es dann so richtig spannend wurde, große Expeditionen anstanden, unökologische Unternehmer auf legalem Wege in die Schranken gewiesen wurde und sich eine regelrechte Öko-Allianz im Nordatlantik formierte, da drängte uns die späte Stunde zu einem viel zu frühen Ende…
Das klingt doch gut! Ist das Spiel jetzt also fertig? Nein! Das Feedback der Spieler währenddessen und im Anschluss an das Spiel beinhaltete einen zentralen Kanon: „Das Spiel ist richtig spannend, aber ich wusste oft nicht, was genau ich zu tun habe…“
Diese berechtigte Kritik trifft einen sensiblen Punkt in der derzeitigen Spielentwicklung. Wir wollen auf der einen Seite ein Spiel erschaffen, dass die Persönlichkeiten der Spieler unterstreicht, ihnen also die Freiheit bietet, die sie benötigen, um selbst entscheiden zu können was ihnen ein Deal wert ist, wo sie die Ausbeutung des Ozeans nicht mehr tolerieren können oder wann ihnen ökonomische Interessen noch wichtiger sind. Auf der anderen Seite kommt ein Spiel mit verunsicherten und zögernden Spielern zu Beginn nicht so recht in Gang…
Wir müssen nun erörtern, wo wir die Spieler „abholen“ müssen und wie wir das Spiel auch mit großen Freiheiten direkt in ein spannendes Geschehen geleiten können.
Liebe Leser, habt ihr Anregungen und Kommentare dazu? Wir würden uns über eure Meinungen freuen!