Gemeinsam Veränderungen einleiten – Bericht aus Hamburg

Viel mehr interdisziplinär zusammenarbeiten, gemeinsam lernen und die Geburtshilfe zur ChefInnensache in der Gesellschaft machen – das waren einige der vielen Wünsche für die Zukunft der Arbeitswelten rund um die Geburt im Hamburger Future of Labour-Erzählcafé im Amalie-Sieveking-Krankenhaus am 24. Oktober 2018, zu dem etwa 70 Teilnehmende kamen. Neben Eltern, Beratenden, Doulas, Sozialarbeiterinnen, Hebammen, Pflegenden und weiteren Berufsgruppen sind auch ÄrztInnen aus der Pädiatrie und Geburtshilfe sowie vier ChefärztInnen unserer Einladung zur partizipativen Forschung gefolgt. Insgesamt sieben Erzähltische haben sich im Amalie-Forum mit engagierten PraktikerInnen und Interessierten im intensiven Dialog über die Zukunft der Arbeit rund um die Geburt gefüllt.  

Ohne die Unterstützung unserer Kooperationspartner wäre dieses spannende und berührende Projekt nicht möglich gewesen.

Wir danken dem Amt für Familie und Frühe Hilfen Hamburg der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, dem Competence Center Gesundheit (CCG) der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), dem Hebammen Verband Hamburg, dem Landesverband der pro familia Hamburg, der Regionalgruppe der Elterninitiative Mother Hood e.V., der Stiftung SeeYou – Familien stärken sowie Dr. Wolf Lütje und dem Amalie-Sieveking-Krankenhaus für ihr Engagement und ihren Einsatz. Herzlichen Dank auch unseren ImpulsgeberInnen und den Moderatorinnen! Unser The Future of Labour-Erzählcafé wurde zudem ein weiteres Mal durch Graphic Recording festgehalten – danke, Marie Seeberger!

 

Die kritische Bestandsaufnahme an den Tischen spiegelte das große Spektrum der drängenden Versorgungsprobleme.  

Keine Hebamme zu finden, die sie im Wochenbett begleitet, belastet viele Frauen. Dass gerade die Frauen, die dies am meisten brauchen, hier die geringsten Chancen haben, besorgt besonders die Versorgenden. Insbesondere in den Kliniken hinterfragen Hebammen zunehmend ihre Arbeit, denn personelle Engpässe ermöglichen es immer weniger, dass ihre Arbeit den eigenen Werten gerecht wird. Solche Umstände sind nicht nur unbefriedigend für die Berufsgruppen. Zu wenig Zeit für die Betreuung erhöht das Risiko für traumatisches Geburtserleben und eine gefährliche Geburtshilfe.

Die Bestandsaufnahme und das Hören der jeweils anderen Perspektive zeigt: Die vielfältig schwierigen Umstände beeinträchtigen Versorgte und Versorgende. Wie schwerwiegend und unter Umständen auch traumatisierend die Erfahrungen mit der Geburtshilfe auch für die Auszubildenden sind, spiegelt das Fazit nach Abschluss der Hebammenausbildung. Während sich am Anfang fast alle der hochmotivierten werdenden Hebammen vorstellen können, in der klinischen Geburtshilfe zu arbeiten, gibt es Kurse, in denen am Ende keine mehr dazu bereit ist. 

Neue Konzepte der Geburtshilfe in der Klinik, zum Beispiel mit einem integrierten Geburtshaus, ein respektvoller Umgang, gemeinsam getroffene Entscheidungen, eine gewaltfreie Geburtshilfe, die Hebamme als Primärversorgerin, eine 1:1-Betreuung für alle Frauen, die die Frauen in ihrer Kompetenz stärkt, und eine aus den Steuern finanzierte Versorgung rund um die Geburt waren einige der vielen Wünsche für eine zukunftsfähige und die Gesundheit fördernde Versorgung im Kontinuum Elternwerden. Es braucht – so der Tenor der vielen Stimmen – nicht weniger als ein Paradigmenwechsel, der die Förderung der physiologischen Geburt und ein gutes Geburtserleben für alle Frauen ins Zentrum stellt.

Deutlich wurde in der „Wunschphase“: „The Future of Labour“ – der notwendige Wandel der Arbeitswelten rund um die Geburt – betrifft Versorgende und Versorgte gleichermaßen, denn ihr Wohl steht in einem Zusammenhang. Dieser Wandel ist eine interdisziplinäre und eine gesellschaftspolitische Aufgabe, bei der alle Beteiligten mitreden müssen. Das gilt nicht nur für die Eltern, die für ihre Wünsche und Bedürfnisse aufstehen müssen, sondern auch für die Berufsgruppen, die – so der immer wieder geäußerte Wunsch – mehr miteinander kommunizieren und sich vernetzen müssen für eine bedarfsgerechte Versorgung insbesondere auch an den Schnittstellen. Vor allem aber müssen gesundheitspolitisch neue Weichen gestellt werden, denn die zukünftige Gestaltung der Arbeitswelten rund um die Geburt ist auch eine Frage der Werte rund um Frauen- Kinder- und Familiengesundheit: „Wieviel wert ist uns ein guter Start ins Leben?“

 Dass wir in Hamburg etwas bewegen können, hat das große Engagement der Beteiligten an diesem Abend gezeigt. Wir können guter Hoffnung sein, dass dieses The Future of Labour-Erzählcafé ein Anfang war, dem weitere Dialoge folgen werden.

Ideen dazu gibt es schon …

Für die Zukunft!

Euer Team Labour