Im November stand der nächste Hausbesuch an. Dieses Mal beim Team „ComposDropics“ der Hochschule Zittau/Görlitz. Das Team dreht sich um den ehemaligen Energietechnikstudenten und jetzigen Forschungsmitarbeiter, Martin Herling. Seit dem Gewinn des Hochschulwettbewerbs tüftelt Martin mit verschiedensten Interessierten an dem Aufbau, der Programmierung und Weiterentwicklung des „Farmbots“, den er durch das Preisgeld finanzieren konnte.
Für heute organisierten Martin und sein Team einen „Tag des offenen Gewächshauses“, zu dem sie WiD einluden. Diese Einladung konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Die Veranstaltung hat als Ziel, weitere Interessent*innen zu finden die gemeinsam mit „ComposDropics“ an der Weiterentwicklung des Bots arbeiten möchten. Während Martin die Fähigkeiten des Bots vorführt wird schnell deutlich, die menschliche Arbeitskraft wird dieser so bald nicht ersetzen. Noch gehen viele Dinge schief, die Bilderkennung funktioniert nicht so gut, um Unkraut zu jäten muss die Position des Unkrauts erst manuell in das Programm eingetragen werden, und es dauert noch bis zu einer Minute einen Spinatsamen zu säen.
Die Besucher des Gewächshauses sind trotzdem begeistert vom „FarmBot“ und den Möglichkeiten, die Automatisierung und KI der Agrarwirtschaft eröffnen können.
Wir wollen von Martin wissen: Worum geht es bei dem Projekt eigentlich? Und welche Motivation steckt dahinter?
„Unsere Forschungsbemühungen befassen sich mit Potentialen und Hindernissen einer automatisierten und digital unterstützen Landwirtschaft“ erklärt Martin. Bei dem Projekt geht es darum in den Dialog mit der Öffentlichkeit zu gehen und den Bot im öffentlichen Raum zu präsentieren, um so Interesse an zukünftigen Technologien und deren Anwendungen zu wecken. „Leider konnten wir bis jetzt nicht so viele Menschen erreichen, wie wir uns das gewünscht hatten“ gibt Martin zu. Er und sein Team sind deshalb weiter bemüht Interessierte zu finden, die bei der weiteren Programmierung des Open-Source-Bots helfen möchten.
Ziel des Teams ist es, bei der Gestaltung unseres komplexen Ökosystems, „einen Schritt weiter zu kommen“, um möglicherweise dem Roboter eines Tages das „Idealrezept“ zur Pflanzenzucht anzutrainieren und neue Ideen für Pflanzengesellschaften zu entwickeln.
Hierin liegt auch Martins Motivation: „Uns geht es um Vielfalt“. Martin und sein Team erhoffen sich durch die KI-Anwendungen neue Chancen. Weg von herkömmlichen Monokulturen der Landwirtschaft, hin zu Systemen, in denen man auch großindustriell Permakulturen entwickeln kann. „Dafür müssten die KI-Systeme allerdings mit noch viel mehr Informationen gefüttert werden und Synergien zwischen Pflanzenarten weiter erforscht werden“, erklärt Martin. Nichts desto trotz, die Kernfrage mit der er und sein Team sich beschäftigen, ist: Wird KI in der Landwirtschaft dafür genutzt werden Monokulturen nur noch effizienter zu bestellen und auszuschöpfen? Oder können wir mit Hilfe von neuen Technologien grundsätzlich etwas an dem System ändern, um nachhaltiger und umweltfreundlicher zu wirtschaften? Das Team verfolgt letztere Strategie und erhofft sich durch KI, Chancen für eine nachhaltigere Landwirtschaft.
Neben den Schwierigkeiten die ihr genannt habt, was war der Höhepunkt eures Projekts?
Eines der Highlights des Teams war die Eröffnungsveranstaltung des Projekts im Mai in Zittau. „Hier konnten wir den ersten wichtigen Dialog anstoßen“ erzählt Martin und ergänzt stolz: „Aber das eigentliche Highlight war natürlich das wir MdB Dieter Janecek an diesem Abend als ‚Special Guest‘ begrüßen durften“. Denn der Sprecher der Grünen-Fraktion für Digitalwirtschaft und Digitale Transformationen konnte interessante Diskussionen anstoßen und gemeinsam mit Programmierer*innen und anderen Interessierten wichtige Zukunftsfragen beleuchten.
Das Wissenschaftsjahr 2019 drehte sich ja ganz um das Thema ‚Künstliche Intelligenz‘ – wo steckt diese also in dem „FarmBot“?
Martin erzählt uns, dass die KI in dem FarmBot-Modell leider noch nicht sehr ausgereift ist. Noch arbeitet der Bot nicht mit Bilderkennungssystemen, die die heutigen Möglichkeiten ausschöpfen. Um Unkraut erkennen zu können, muss der Bot Bilder von der zu bewirtschafteten Fläche aufnehmen. Dann legt er einen Farbfilter über die Bilder. Alles was nun als grün gekennzeichnet wird – und sich außerhalb des Radius der gesäten Pflanzen befindet – wird als Unkraut erkannt. All das könnte durch KI durchaus vereinfacht werden. Wenn man den Bot mit genügend – unzähligen – Informationen füttern würde, ermöglicht ihm das Pflanzen durch ihre Farbe und Form voneinander zu unterscheiden. Im Bereich der KI gibt es also durchaus noch viele Möglichkeiten den Bot weiterzuentwickeln. Und wer weiß, vielleicht ist es bald schon möglich den Bot so zu programmieren, dass man das Gewächshaus nur noch zur Erntezeit betreten muss.
Zu allerletzt fragen wir das Team: Was bringt die Zukunft?
Das Team um Martin hat die Bewilligung erhalten das Gewächshaus bis Ende 2020 für das Projekt nutzen zu können. „So könnte es uns gelingen für eine komplette Saison unser kleines Beet zu bestellen. Auf diesen Grundlagen können dann weitere Schlüsse gezogen werden, um Ideen für nachhaltige Konzepte zu entwickeln.“ so Martin. Wir von WiD sind ebenfalls gespannt, was das Team „ComposDropics“ auch noch nach dem Wettbewerb zu berichten hat.
Mehr Informationen zu “ComposDropics“ findet Ihr auf der Blogpage des Hochschulwettbewerbs!