Internationale Künstler*innen arbeiten mit Jenaer Spitzenforschung zusammen

Foto: Leonie Lindl

Von Juli bis September werden fünf Künstler*innen im TRAFO Jena ihr Atelier beziehen. Im Rahmen des Projekts »Künstlerische Tatsachen« arbeiten sie während des Sommers mit Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Forschungsthemen. Nach dem Austauschprozess entstehen Kunstwerke, die im Herbst ausgestellt werden.

»Hinter uns liegen spannende Tage«, erzählt Enrique Torres, der Initiator des Projekts »Künstlerische Tatsachen« im Jenaer TRAFO. »Über 80 Bewerbungen aus aller Welt haben uns erreicht, und wir waren das gesamte Pfingstwochenende damit beschäftigt, all die tollen Ideen und Vorschläge zu prüfen.« Nun steht fest, welche fünf Künstler*innen diesen Sommer nach Jena kommen und drei Monate im TRAFO arbeiten werden.

Das ist zum Einen der französische Künstler ​​Maxime Chabal. Er studierte zunächst an der Staatlichen Hochschule der Schönen Künste Lyon und schloss kürzlich einen Master an der Hochschule für bildende Künste Hamburg ab. In seinen Werken beschäftigt sich der Künstler mit körperlicher Zerbrechlichkeit und Krankheit und arbeitet sowohl skulptural als auch performativ. Für seine Forschung in Jena wird er mit dem Lehrstuhl für Klinische Psychologie der Universität sowie dem Hans-Knöll-Institut zusammenarbeiten.

 

Außerdem kommt Kristina Cyan nach Jena. Sie hat zunächst Bildende Kunst und Architektur in Sankt Petersburg und Kunstwissenschaften in Moskau studiert, bevor sie zum Studium der Kunst und digitalen Medien an die Wiener Akademie der bildenden Künste wechselte. In ihrer Arbeit betrachtet sie die Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Politik und politische Entscheidungsfindung angesichts der Debatten in den Medien. Zudem stellt sie die Frage, welche ethischen Maßstäbe in der Wissenschaft gelten. In Jena wird sie mit den Forscher*innen vom Zentrum für Rechtsextremismusforschung zusammenarbeiten. 

 

Die dritte Künstlerin ist Monika Dorniak. Sie hat Bildende Kunst, Modedesign und Tanz studiert und hielt sich dazu in Berlin und London auf. Außerdem absolvierte sie ein Psychologiestudium in Trier und ein Forschungspraktikum zu biologischer Psychologie. In Jena wird sie all ihre Disziplinen vereinen: Auf der Grundlage ihrer Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Klinische Psychologie und dem IMPULS-Forschungsverbund zwischen Uniklinikum und Fritz-Lipmann-Institut produziert sie sowohl skulpturale Werke als auch eine Performance. Dabei beschäftigt sie sich mit der Sinneswahrnehmung von Patient*innen mit psychischen Erkrankungen. 

 

Aus Südkorea kommt Nahye Gu nach Jena. Sie studierte Kunsthandwerk und zeitgenössische Kunst an der Konkuk University Seoul. In ihrem künstlerischen Werk beschäftigt sie sich intensiv mit dem Thema Raumerfahrung, wobei sie technologische Entwicklungen des 21. Jahrhunderts wie Virtual Reality in den Vordergrund stellt. In Jena wird sie der Frage nachgehen, wie krankmachende Bakterien von ihrem menschlichen Wirt lernen. Dazu wird sie mit den Forscher*innen des Hans-Knöll-Instituts zusammenarbeiten. Am Ende entsteht eine Installation, die auf digital erweiterter Wahrnehmung basiert. 

 

Mit Lisa Hopf ist nicht zuletzt auch eine regional verwurzelte Künstlerin mit dabei. In ihren meist skulpturalen Arbeiten aus Stahl und Textilien versucht sie Widersprüche und Irritationen zu erzeugen und hinterfragt oft humorvoll die Besessenheit auf das Funktionieren und Optimieren. Im Rahmen von »Künstlerische Tatsachen« wird sie mit der Abteilung für Biologische Psychologie und kognitive Neurowissenschaft der Universität Jena zusammenarbeiten und dabei ergründen, wie Wahrnehmung und das menschliche Gehirn funktionieren. Außerdem ist auch eine Kooperation mit dem Leibniz-Institut für photonische Technologien geplant.

 

»Die Auswahl zeigt, dass die Bandbreite der künstlerischen Sparten ebenso vielfältig ist wie die wissenschaftlichen Disziplinen, die wir in unserem Projekt vereinen«, so Elodie Sacher, die für die Wissenschaftskoordination des Projektes zuständig ist. »Ich freue mich auf spannende Begegnungen in Laboren und Ateliers, die ohne unser Projekt wohl so nie stattfinden würden.«

 

Hintergrundinformationen

»Künstlerische Tatsachen« bringt Wissenschaft und Kunst zusammen und entwickelt den TRAFO Jena zu einem einmaligen Ort des Austauschs der Disziplinen. Fünf Künstler*innen bekommen die Möglichkeit, drei Monate in Jena zu wohnen zu arbeiten. Die Jenaer Bürger*innen haben dabei die Möglichkeit, diese Begegnungen im Rahmen der Reihe »kT Fellows« hautnah mitzuerleben. Alle sind eingeladen, an den vom Hochschulwettbewerb geförderten Workshops teilzunehmen und im Herbst eine gemeinsame Ausstellung im TRAFO-Magazin zu besichtigen.