Das Wissenschaftsjahr wird seit 2000 gemeinsam durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und Wissenschaft im Dialog ausgerufen. Die Grundidee der Wissenschaftsjahre ist, den Fokus und die Aufmerksamkeit der Zilvilgesellschaft auf ein wissenschaftliches Feld zu richten. Seit einigen Jahren möchten die Wissenschaftsjahre jedoch auch die Interdisziplinarität zwischen verschiedenen Forschungsgebieten fördern; daher sind die Themenfelder mittlerweile interdisziplinär und mit Möglichkeiten angelegt, sich dem Feld aus verschiedenen Disziplinen anzunähern.
Das diesjährige Wissenschaftsjahr beschäftigt sich mit dem Thema Freiheit. Wie jedes Jahr richtet sich auch das Wissenschaftsjahr 2024 nicht nur an Forschungseinrichtungen und Fachpublikum, sondern es zielt auch vor allem darauf ab die Neugier von Bürger*innen wecken, die zuvor einen geringen Zugang zur Wissenschaft hatten und somit das Interesse und den Dialog zwischen Forschung und Öffentlichkeit zu fördern.
Themenfelder, denen sich aus verschiedenen Forschungsdiziplinen im Wissenschaftsjahr 2024 – Freiheit angenähert werden können, umfassen nach der Förderrichtlinie des BMBF:
a) Was heißt Freiheit im Jahr 2024?
- Freiheit und öffentlicher Diskurs: Freiheit ist ohne eine mündige, breit gebildete Bürgerschaft nicht möglich. Doch wo stehen wir in Zeiten von Social Media, Cyber-Mobbing, Fake News, ChatGPT und einem sich stark wandelnden Medienkonsum? Wie stellen wir uns Hassrede und Desinformation im digitalen Raum entgegen?
- Freiheit und Vielfalt: Alle Menschen in unserem Land sollen ihre Talente in die Gesellschaft einbringen können. Wie können wir die Gleichstellung von Frauen und Männern weiter stärken? Wie können wir dazu beitragen, dass Vielfalt (Migrationshintergrund, sozialer Hintergrund, verschiedene Lebensentwürfe, LGBT etc.) in einer heterogenen Gesellschaft vor allem als Stärke und Chance begriffen wird?
- Freiheit und Bildung: Bildung ist eine Voraussetzung von Freiheit. Wie können wir Chancengerechtigkeit herstellen und Aufstieg durch Bildung ermöglichen?
- Wissenschaftsfreiheit: Wissenschaftsfreiheit ist für die Wahrheitsfindung und damit für das Bestehen demokratischer und rechtsstaatlicher Gesellschaften konstitutiv. Welche Freiheit braucht die Wissenschaft? Vor welchen Eingriffen muss sie heutzutage geschützt werden? Stehen Forschungssicherheit und Forschungsfreiheit in einem Spannungsverhältnis zueinander? Und wie wirkt eine freiheitliche Wissenschaft in die Gesellschaft zurück?
b) Freiheit künftiger Generationen
- Planetare Grenzen der Freiheit: Müssen die persönlichen Freiheitsrechte in Zeiten des Klimawandels mit Blick auf die globalen Herausforderungen begrenzt werden oder im Gegenteil verteidigt werden? Wie erfolgt die Abwägung zwischen der Freiheit heutiger Generationen und der Freiheit künftiger?
- Freiheit und Technologie: Was sind Schlüsseltechnologien der Zukunft, deren Weiterentwicklung eine Chance darstellt, unser Leben auch in Zukunft freiheitlich zu gestalten? Was ist die Barrierefreiheit der Zukunft?
- Freiheit und Erinnerungskultur: Wie wach bleibt die Erinnerung an vergangene Unfreiheiten und Diktaturen in Deutschland, jetzt, wo allmählich keine Zeitzeugen des Holocaust mehr leben? Wo stehen wir 75 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes?
c) Freiheit in Europa und weltweit
- Freiheit und die Europäische Union: Die Gewährleistung der Freiheit, wie wir sie verstehen, ist konstitutiv für die überwiegende Zahl der Staatsordnungen in Europa, Amerika und bei unseren weiteren Partnerländern. Der Schutz der freiheitlichen, demokratischen Ordnung ist Teil des Grundverständnisses und der rechtlichen Grundlagen der Europäischen Union. Autoritäre Staatsordnungen treten hierzu zunehmend als Systemrivalen auf. Wie tragen der Europäische Forschungs- und Bildungsraum dazu bei, Europa als freien Kontinent zu erhalten?
- Freiheit im Kontext von Krisen und Konflikten weltweit: Bedingt durch verschiedene Krisen weltweit ist die Freiheit vielerorts bedroht. Welche Rolle kommt der Freiheit in der Zeitenwende zu? Wie kann und sollte mit Staaten wissenschaftlich kooperiert werden, in denen es keine Freiheit und auch keine Wissenschaftsfreiheit (mehr) gibt?
- Alternative Konzepte von Freiheit: Es existieren verschiedene Konzepte zur individuellen Freiheit, die den Menschen vor allem als Teil einer größeren Gemeinschaft sehen, z. B. Ubuntu – die „afrikanische Idee der Freiheit in Verbundenheit“. Was lässt sich daraus lernen?
Wie auch im themenoffenen Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt?! stehen vor allem interdisziplinäre – gerne auch partizipative – Projekte im Vordergrund.